Die meisten von uns kennen Gefühle von Überforderung, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit von Zeit zu Zeit. Wenn sich diese Zustände allerdings chronifizieren oder psychische Erkrankungen rezidivieren, kann es sein, dass ein früheres Trauma dahintersteht.
Was bedeutet ein nicht verarbeitetet Erlebnis?
Ein Trauma ist ein Erlebnis, das von der Person nicht verarbeitet werden konnte; das bedeutet, zum Einen dass das Geschehene immer noch präsent ist und jederzeit durch sogenannte Trigger (Geräusche, Gefühle, Bilder, Gerüche, Körperempfindungen) aktiviert werden kann. Sie fühlen sich dann so, wie in der traumatischen Situation: überflutet von Gefühlen und Körperempfindungen. Wenn eindeutige Trigger noch gar nicht erkennbar sind, und im Grunde „alles triggern kann“ kann das stark verunsichernd wirken. Auf der anderen Seite kann auch sein, dass bestimmte Dinge in ihrem Leben wie abgetrennt erscheinen. Ihnen fehlt der Zugang zu Erinnerungen, Gefühlen oder auch der Lebendigkeit an sich.
Die gute Nachricht
Eine gute Nachricht ist, dass etwa 2/3 der traumatischen Erfahrungen gut verarbeitet und integriert werden können.
Verschiedene Mechanismen unseres Körpers sind in der Lage, das Erlebte so zu verarbeiten, dass die seelische Wunde mit der Zeit ausheilen kann. Dazu braucht es Zeit, Raum und die Auseinandersetzung mit dem Erlebten
Meist ist das mit starken Gefühlen verbunden wie Trauer, Angst und Verzweiflung. Auch erhöhte Schreckhaftigkeit, Betäubung, Reizbarkeit und Schlafstörungen gehören dazu. Das sind alles normale Reaktionen, die im Laufe des Prozesses stetig abnehmen. Üblicherweise begleiten intensive Rückzugsphasen den Prozess. Für die Umgebung oft nicht gut aushaltbar, was zu Isolationsgefühlen führen kann.
Das innere System wird bei Bedrohung von körperlicher und oder seelischer Gesundheit in Alarmbereitschaft versetzt. Der Körper ist bereit zu kämpfen, zu fliehen oder wenn das nicht möglich ist zu erstarren (Totstellreflex). Dabei werden Atmung, Blutdruck, Muskeltonus, Verdauung und Denken zusammengezogen. Wir halten den Atem an, unsere Faszien und Organe ziehen sich zurück.
Wenn die Bedrohung vorüber ist, kehren sich die Prozesse im besten Fall wieder um. Wenn das nach einer Zeitspanne von ca. 3 Monaten nicht erfolgt ist, sprechen wir von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Ab da wäre es wichtig mit einer Traumatherapie zu beginnen. Die Therapie möchte sie darin unterstützen die Selbstheilungskräfte wieder zu aktivieren und das Erlebte zu verarbeiten.
Was sind traumatische Ereignisse?
Traumatische Ereignisse können Unfälle, Naturkatastrophen, Gewalterfahrungen, schwere Krankheiten, Todesnachrichten u.a. sein.
Ob eine Person traumarisiert wird, hängt in erster Linie davon ab, wie stabil jemand ist und welche Bewältigungsstrategien zur Zeit des Erlebten zur Verfügung stehen. Außerdem wie das Erlebte begleitet wurde. War jemand da? Hat jemand zugehört? Wurde die verletzte Person adäquat unterstützt und begleitet?
Entwicklungstraumata geht oft einher mit Schocktraumen was in der Regel symptomverstärkend wirkt.
Das Trauma ist überwunden, wenn es eindeutig in der Vergangenheit liegt. An die unangenehme Situation können sie sich noch erinnern, auch an die damit verbundenen Gefühle aber es ist vorbei.
Viele liebe Grüße Alexandra Plüschke