Bei chronischer Vernachlässigung und fehlender emotionaler Einstimmung auf das Kind bleiben seine grundlegenden Bedürfnisse oft unerfüllt. Verstärkt sich dies durch ein Umfeld von Gewalt, Missbrauch oder Überforderung, lernt das Kind nicht, seine Gefühle auszudrücken – es befürchtet Strafen oder andere negative Konsequenzen.
In einer unsicheren Bindungssituation wird das Abschalten von Emotionen zu einer überlebenswichtigen Strategie. Das Kind gibt die Hoffnung auf, dass seine Grundbedürfnisse jemals erfüllt werden, und zieht sich in sich selbst zurück. Es entwickelt das Gefühl, keinen Einfluss auf die Reaktionen seiner Umwelt nehmen zu können. Unerträglicher Schmerz und Hoffnungslosigkeit führen dazu, dass es sich emotional abkapselt.
Im Lauf der Zeit beginnt das Kind, ursprüngliche Emotionen wie Wut oder Trauer mit Gefahr zu assoziieren. Aus Angst vor negativen Folgen werden diese Gefühle unterdrückt, verdrängt, abgespalten oder auf andere Weise vermieden. Dadurch bleiben sie unbewältigt und behindern einen gesunden Entwicklungsprozess. Statt authentischer Verbundenheit und Kommunikation entstehen Überlebensmuster, die das Leben einengen und zu weiterem Leid führen.
Besonders Wut und Trauer werden oft als bedrohlich empfunden. Der Ausdruck von Wut gegenüber Bezugspersonen kann für das Kind erschreckend oder sogar gefährlich erscheinen. Diese Emotionen werden daher unterdrückt, was ihre Verarbeitung und Integration verhindert. Im Erwachsenenalter äußern sich diese nicht bewältigten Emotionen häufig in Form von Ängsten.
Die Arbeit mit unterdrückten Gefühlen wie Wut und Trauer ist daher ein zentraler Bestandteil der Heilung von Entwicklungstrauma. Sie ermöglicht es, gesunde emotionale Reaktionen zu entwickeln und das eigene Leben selbstbestimmter zu gestalten.
Die Abspaltung von als bedrohlich empfundenen Gefühlen oder die Identifikation mit einem „bösen Selbst“ schafft Raum für Hoffnung. Es scheint weniger schmerzhaft, ein nicht liebenswertes Kind liebender Eltern zu sein, als ein liebenswertes Kind von Eltern, die keine Liebe zeigen. Wenn das Versagen der Umwelt als eigenes Versagen erlebt wird, führt dies zu toxischer Scham, schützt jedoch gleichzeitig die Bindung zum Bezugsperson.
Diese Haltung gibt dem Kind Hoffnung, dass es eines Tages seine Fehler beheben und doch noch als liebenswert angesehen werden kann.
Klienten/innen werden ihre Ängste spüren, können jedoch keine Verbindung zu ihrem ursprünglichen Gefühl von Wut oder Protest herstellen.
Die nach innen gerichtete Wut manifestiert sich im Erwachsenenalter oft als Selbsthass, Co-Abhängigkeit, gestörtes Essverhalten, Substanzmissbrauch oder selbstschädigendes Verhalten. Verzerrte Wut äußert sich in Schuldzuweisungen sowie kontrollierendem, manipulierendem oder gewalttätigem Verhalten.
Wenn Kinder den Zugang zu ihrer Fähigkeit verlieren, ihre Bedürfnisse durchzusetzen, bleibt ein Gefühl von Hilflosigkeit und Verletzlichkeit zurück.
Erlernte Hilflosigkeit kann tiefgreifende Auswirkungen auf die emotionale Entwicklung eines Kindes haben. Unverarbeitete Gefühle wie Wut und Trauer können Ängste hervorrufen, während verzerrte Ausdrucksformen dieser Emotionen zu selbstschädigendem Verhalten und Beziehungsproblemen im Erwachsenenalter führen können. Die Verarbeitung dieser Gefühle und das Wiedererlernen eines gesunden Umgangs damit sind entscheidende Schritte auf dem Weg zur Heilung von Entwicklungstrauma.
Alexandrea Plüschke
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Praxis für Körperpsychotherapie Steinweg 10
36037 Fulda
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