Unsere Arbeit in der Psychotherapie erfordert ein tiefes Verständnis für die Kunst der Emotionen, mit denen wir konfrontiert werden.
Primäre und standardisierte Emotionen
Es ist von entscheidender Bedeutung zu erkennen, ob es sich um standardisierte Emotionen handelt – jene, die automatisch und wiederholt auftreten – oder um primäre Emotionen, die authentisch und spontan aus unserem Inneren aufsteigen.
Die Rolle primärer Emotionen in der Kindheit
Primäre Emotionen sind der Weg, über den Kinder anfangs ihre Bedürfnisse auszudrücken und Kontakt zur Welt aufzunehmen. Erst wenn Bindungsversagen oder Enttäuschungen seitens der Bezugspersonen auftreten, zieht sich das Kind von diesem Kontakt zurück und greift auf Überlebensstrategien zurück, einschließlich standardisierter Emotionen.
Die Unterdrückung von Wut und Trauer
Besonders Wut und Trauer werden oft als bedrohlich empfunden und verdrängt. Sie werden abgespalten, unterdrückt, geleugnet oder anderswohin verschoben, um dem Kind nicht zur Verfügung zu stehen. Dadurch können grundlegende Bedürfnisse nicht verstärkt werden, die für Wachstum, Wohlbefinden und Überleben von Bedeutung sind.
Die Transformation von Protest zu Trauer
Stellen Sie sich vor, ein Baby schreit vor Hunger. Doch irgendwann wird es zu riskant, Energie in Bedürfnisse zu investieren, die nicht erfüllt werden. Der ursprüngliche Protest kann in die standardisierte Emotion Trauer umgewandelt werden. Oft reagieren Klienten auf Konflikte mit Trauer, obwohl Wut die angemessenere Reaktion wäre.
Die Tücken standardisierter Emotionen
Der Versuch, negative Erfahrungen mit standardisierten Emotionen zu bewältigen, führt oft zu denselben Ergebnissen. Tatsächlich können diese standardisierten Emotionen das Negative verstärkend erleben – von Hilflosigkeit über Stillstand bis zur Depression.
Die Erkundung eigener Reaktionen
Fragen Sie sich: Mit welchen Emotionen reagieren Sie automatisch, wenn Sie emotional aufgewühlt sind?
Der Weg zur Authentizität in der Therapie
In meiner Praxis traf ich auf einen Klienten, der in Beziehungsproblemen immer mit Wut und Aggression reagierte. Doch als die Beziehung endete, brach die Trauer aus ihm heraus. Dies deutet auf tiefe, unverarbeitete Trauer über Verluste hin. Eine erfolgreiche Bewältigung erforderte den Kontakt mit der ursprünglichen Emotion – nicht mit der wiederholten Wut.
Fazit: Eine Reise zu unserem authentischen Selbst
Die psychotherapeutische Arbeit ermöglicht uns, unsere primären Emotionen zu erkunden und unser authentisches Selbst zu entdecken. Indem wir uns diese Emotionen stellen, können wir innere Heilung und Verbindung erfahren. Der Kontakt mit unseren wahren Emotionen bringt uns Erdung, Ruhe und Entspannung und führt zu einer tiefen Authentizität.